29. März 2024

Pharmakonzerne stellen die Forschung an Antibiotika ein

Obwohl MRSA ein stetig wachsendes Problem ist und neue Antibiotika wichtiger sind als jemals zuvor, entwickeln die Pharmakonzerne keine neuen Wirkstoffe. Nach einem Bericht des Focus ist seit 2000 kaum eine neue Wirkungsklasse zugelassen worden.

Der Grund hierfür liegt in der mangelnden Wirtschaftlichkeit der Antibiotikaforschung. Während Medikamente gegen chronische Erkrankungen von den Patienten über Jahre hinweg eingenommen werden, werden Antibiotika nur über einen sehr kurzen Zeitraum verschrieben. Außerdem ist die Forschung an neuen Wirkungsklassen teuer und langwierig. Bis zu zehn Jahren und 1,6 Milliarden Euro kostet es die Pharmaunternehmen, ein Antibiotikum auf den Markt zu bringen. Da Substanzen bereits zum Patent angemeldet sein müssen, wenn sie an Menschen getestet werden, bleiben den Konzernen nur ungefähr zehn Jahre, bis Generika von dem jeweiligen Medikament hergestellt und billiger verkauft werden dürfen. Dies macht die Antibiotikaforschung unrentabel. Ein möglicher Lösungsansatz ist Antibiotika künstlich zu verteuern. Zum einen hätte dies den Vorteil, dass die Erforschung neuer Substanzen für die Konzerne attraktiver wird, zum anderen könnte es verhindern, dass Antibiotika wahllos verschrieben werden. Dass sie vergleichsweise günstig sind, ist einer der Gründe dafür, warum Antibiotika zu häufig verschrieben werden. Auf diese Weise könnte das Resistenzproblem also gleich von zwei Seiten angegangen werden.
Die vfa gibt allerdings Entwarnung: Drei neue Präparate befänden sich kurz vor der Markteinführung, ein weiteres im Zulassungsverfahren und neun weitere Antibiotika stünden in der letzten Phase der medizinischen Erprobung, wovon alleine sieben gegen MRSA eingesetzt werden könnten, sollten sie die Zulassung erhalten. Allerdings ist die mangelnde Forschung kein Geheimnis. Erst vor Kurzem verabschiedete sich der Pharmakonzern Pfizer aus der Antibiotika-Forschung. Die einzigen großen Unternehmen, die derzeit noch an neuen Wirkstoffen forschen, sind AstraZeneca, GlaxoSmithKline, Merck & Co. und Novartis.