19. April 2024

Krebs ist nicht immer gleich Krebs – ist eine neue Definition erforderlich?

Die Diagnose „Krebs“ ist für Patienten und Ärzten mit zahlreichen negativen Emotionen behaftet. Jeder weiß, dass ein bösartiger Tumor unbehandelt tödlich sein kann. Allerdings ist die Diagnose inzwischen häufig nicht so eindeutig, wie der Begriff andeutet. Es gibt Tumore, die keine große Gefahr bedeuten, ihr Wachstum einstellen und keine Metastasen bilden. Die gute Früherkennung führt zur Entdeckung zahlreicher solcher Tumore, die bei Patienten Todesangst auslösen und die Ärzte zu einer Behandlung zwingen, die jedoch nicht immer tatsächlich notwendig ist, dafür aber teils erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen.

Deswegen hat eine Arbeitsgruppe des Nationalen Krebsinstituts der USA vorgeschlagen, das Wort „Krebs“ aus manchen Diagnosen zu streichen. Unsere Definition der Krankheit stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Das Fehlen des psychologisch negativ behafteten Wortes könnte unnötige Behandlungen vermeiden und weniger Druck auf den Patienten ausüben. Als Beispiel wurde Brustkrebs angeführt, der inzwischen dank der verbesserten Vorsorge häufiger im Frühstadium entdeckt wird, was durchaus zu weniger Todesfällen führt. Allerdings ist bei einem Drittel der Diagnose eine Behandlung nicht notwendig. Die entsprechenden Tumore sind eng begrenzt und die Gefahr, dass sie sich jemals weiter ausbreiten, sind sehr gering. Dennoch werden sie bestrahlt oder führen in Einzelfällen sogar zur Entfernung der gesamten Brust. Eine erhebliche psychologische und physiologische Belastung der Patientinnen ist die Folge, obwohl die Behandlung schlicht überflüssig ist.

Der Arbeitskreis setzt sich deswegen für eine neue Definition des Begriffes „Krebs“ ein. Er soll in Zukunft nur noch für solche Erkrankungen reserviert sein, die tatsächlich zum Tod führen können, allerdings nicht mehr für Krebsvorstufen. Auf diese Weise sollen die psychologischen Folgen und unnötige Behandlungen reduziert werden. Allerdings ist nicht immer eindeutig, ob ein Tumor in Zukunft aggressiv wird oder nicht. Deswegen sind bessere Tests für Niedrigrisiko-Veränderungen notwendig, mit denen die Patienten dann überwacht werden sollen.